Was kann ich von dem Bericht von der Boundcon XIV übernehmen: Dass auch dieses Jahr sich die Fahrt nach München gelohnt hat.
Alles was man für jedwedes Fetisch-Outfit, fürs Bondage, BDSM, Petplay, Klinikspielchen oder sonstigen Lustgewinn benötigte, konnte man auf den zahlreichen Ständen bestaunen, sich beraten lassen, oft gleich ausprobieren und schließlich sofort kaufen, was auch rege genutzt wurde. Man hatte den Eindruck, dass es diesmal besonders der Frauenwelt gut gehen sollte, an jeder Ecke gab es das nötige Spielzeug dafür und besonders viele Fickmaschinen in allen Variationen und Preislagen. Auch die erotische Kunst kam nicht zu kurz und es waren auch viele bekannte Models aus der professionellen Fetisch-Szene mit eigenem Stand präsent.
Die Messebesucher waren wie immer bunt gemischt vom normalen Hemdenträger bis hin zum kompletten Fetisch-Outfit, es gab Hündchen und Ponys, man flanierte oben ohne oder unten ohne durch die Stände, mit Halsband oder gefesselt oder an der Leine oder auf allen Vieren … alles war möglich und keiner nahm Anstoß daran.
Hervorzuheben war, dass der Veranstalter sehr umsichtig auf die ganz frische aktuelle Datenschutzverordnung reagiert hat und überall eindeutige Hinweisschilder aufgehängt hatte, wo Fotografieren nicht erlaubt bzw. wo es erlaubt sei und wo sich vorher Einverständnisse eingeholt werden müssen, ein nicht ganz unwichtiger Punkt auf so einer freizügigen Veranstaltung mit gefühlt mehreren tausend permanent gezückten Handys und Fotoapparaten.
Auch die Sklavenzentrale war diesmal mit einem kleinen Stand vertreten.
Sogar der Veranstalter hatte einen eigenen Stand, auf dem sich diesmal seine weitgereisten Gäste aus den USA tummelten.
Eine kleine Bondage-Bühne stand diesmal gleich am Eingang der Messehalle. Maestro BD und seine mitgereisten Italiener nutzen sie gleichzeitig als Werbestand und waren hier auch öfter beim Fesseln zu sehen. Diese Bühne war wieder offen für alle, jeder der wollte, konnte auf einem Aushang die gewünschte Zeit für seine Bondage-Vorführung eintragen. Ein massives Bondage-Gestell aus Holz gab es in der Halle noch am der Stand von secret56, das diesmal weniger genutzt wurde als andere Jahre. Dafür wurde am Rahmen im VIP-Bereich ab Freitag fast durchgängig gefesselt. Am Samstag hatte eine Truppe aus Kiel mit 5 Paaren dort sozusagen ihr eigenes Event mit 5 Suspensions gleichzeitig - an jedem der 4 Seiten-Träger und eines in der Mitte.
Auf der Escape-Challenge-Stage wurde wieder um die Wette entfesselt. Zwei Rigger gaben sich alle Mühe, innerhalb von 15 Minuten zwei Ropebunnys kunstvoll zu verschnüren, damit diese sich dann ebenfalls innerhalb von 15 Minuten von den Seilen zu befreien versuchten.
Oftmals konnten die ersten Seilenden an der Partnerin nur mit den Zähnen gelöst werden oder blind mit den Fingerspitzen der auf dem Rücken gefesselten Hände. Und trotz hochkarätiger Riggerpräsenz schafften es doch einige Mädels sich wie Houdini zu befreien. Ein immer wieder lustiges und sehenswertes Highlight, was scheinbar nicht nur den Zuschauern, sondern auch den Beteiligten einen Heidenspaß macht.
Auf der Hauptbühne waren von den bekannten Namen Ropemarks, Altmeister Matthias Grimme und Maestro BD, Dragonrope (Umino) und Vinciens vertreten. Die Shows waren durch die Bank weg handwerklich professionell. Weibliche Rigger gab es diesmal auf der Hauptbühne nur eine in der letzten Vorstellung. Mit insgesamt sieben Bondage-Shows war das Programm gegenüber dem letzten Jahr nicht so üppig (2017: 10+2, 2016: 9). Die Russen fehlten diesmal gänzlich. Die Stars aus Übersee hatten keinen großen Auftritt auf der Haupt-Bühne. Zu bewundern waren sie mehr oder weniger nur gegen Extra-Geld beim Custom Photo Shooting, auf der Escape-Challenge-Stage und auf dem Stand des Veranstalters.
Aber nun der Reihe nach:
Die Shows auf der Main Stage eröffneten am Freitag Altmeister Matthias Grimme mit seiner Partnerin Jemina. Zunächst gab es eine übliche Suspension, der Umgang zwischen beiden war wie immer sehr vertraut und innig und Jeminas Lächeln war wieder umwerfend, während sich ihr Körper spielerisch und tänzerisch in den sie umschlingenden Seilen wiegte. Bald bohrten sich Nadeln durch die Haut ihrer Oberarme an welchen große schwarze Federn befestigt waren, somit wurde aus Ropecat Black Swan. Vor dem schwarzen Bühnenhintergrund hätten sich allerdings weiße Federn noch besser abgehoben. Leider war das die einzige Show, die wir nicht direkt an der Bühne, sondern nur von oben aus dem VIP-Bereich beobachten konnten, wodurch wir auch keine Fotos selbst gemacht haben. Etwas später konnten wir allerdings doch noch aus der Nähe beobachten, wie Jemina auf dem eigenen Werbestand der „Schlagzeilen“ wieder von den Nadeln befreit wurde und da floss schon ein bisschen Blut … tapfer ertragen … kann man da nur sagen.
Es folgte überpünktlich der erste Italiener Maestro BD Davide LaGreca ganz im japanischen Stil mit aufwendiger japanischer Dekoration und der passenden Musik. Der Maestro agierte wie gewohnt ohne jede Hektik, aber mit atemberaubender Sinnlichkeit und perfekten Handgriffen und erzählte dabei eine wunderschöne bildhafte Geschichte voller japanischem Flair. Das Bühnenbild wechselte von einem klasse gemachten Bondage ins nächste, sodass eine Dreiviertelstunde wie im Fluge verging. Der kräftig gebaute Maestro machte im japanischen Gewand eine überaus gute Figur und während seiner Show entblößte er langsam und genussvoll seine wunderschöne Geisha, zuerst nahm er ihr den Kimono ab, welcher dann schön ordentlich drapiert auf einer Bambusstange hing, später auch noch das Kleid, so dass das zierliche Mädchen zum Schluss nur noch ihren Blütenkopfschmuck, ihre schwarze Unterwäsche und die hohen roten Schuhen trug, wodurch aber ihre nicht minder attraktive Körperbemalung auf der Haut toll zur Geltung kam. Zwischendrin benutzte der Maestro auch ein japanisch anmutendes Schlagwerkzeug offensichtlich aus Bambus. Mittels gekonnter Seilführung und intensivem Seilzug spielte er mit den erogenen Zonen seiner Partnerin und ihrer empfindsamen Weiblichkeit, wodurch die Szene eine sehr erotische Nuance bekam. Im finalen Bondage zückte er dann sein Schwert und benutzte es zielgerichtet für leichte Schläge, aber auch für nachdrückliche Berührungen an bewusst ausgewählten Körperzonen des hängenden Mädchens.
Dritter im Bunde war Bob von Ropemarks. Der fliegende Holländer ließ sein Publikum eine Viertelstunde warten. Dafür wirbelte er dann in seinem typischen Schnell-Fessel-Stil nur so mit den Seilen, als wollte er die verlorene Zeit wieder aufholen. Die Bühnendekoration war nicht so aufwendig wie im letzten Jahr. Doch somit konnte man sich mehr auf die Körpersprache der beiden Akteure konzentrieren und die war neben der brillanten Bondagevorführung nicht minder sehenswert. Bob spielte gnadenlos mit seinem Seilopfer, scheinbar unbeeindruckt von dessen hin- und wieder recht leidvollen Gesichtsausdruck.
Die Kleidung des Ropemodels bestand nur aus einem Stoff-Knebel unter dem noch ein Ball-Knebel steckte, den er ihr später aber abnahm.
Nun weiß ich nicht, ob Bob ein Faible für große Frauen hat oder holländische fesselwillige Frauen mindestens 1,90 m groß sind. Jedenfalls musste die große Spring einiges erdulden. Bob kann auch ohne Peitschen nur mit den Seilen ganz schön fies sein und das war genauso gewollt und in Szene gesetzt. Unter anderem hing das Model kurzzeitig nur am Hals aufgehängt (nur leicht abgestützt auf den Knien ihrer ebenfalls gefesselten Beine oder sogar kurz ohne Bodenkontakt?)
Nach 25 Minuten wieder festen Boden unter den Füßen konnte sie aber wieder lächeln.
Den Freitag beschloss der zweite Italiener Andrea Ropes das Bühnenprogramm, wie immer sehr adrett gekleidet und mit seinem markanten Schnauzbart, Sidecut und Pferdeschwanz verzichtete er für die Show auf seine Turnschuhe und trat barfuß auf. Die Darbietung war ebenfalls handwerklich gut, es wechselten mehrere Suspensions. Sehr interessant war der zunächst schwebende Schneidersitz, welcher dann in verschiedenen Hängepositionen ausprobiert wurde.
Den Samstag eröffneten Paulli & Electra van Zunit mit einer Sinfonie in Schwarz und Rot, beide mit roten Lackschuhen, sie im schwarzen Rock und roter Bluse, er im schwarzen Anzug und Hemd, dazu eine passende rote Krawatte. Van Zunit klingt zwar irgendwie nach Niederlande, laut Programmheft kommen die beiden aber aus Frankreich. Sein Model ist fast genauso groß wie die Holländerin Spring, aber in diesem Falle züchtig bekleidet. Electra stolziert zu Beginn mit eiserner Miene als Domina in einem uniformähnlichen Outfit auf die Bühne, lässt sich aber die Uniformjacke, Gerte und Hut sofort abnehmen und geht immer noch stolz in ihrer eleganten roten Bluse und Rock, aber dennoch bereitwillig in Fesselposition. Da hätte man sich fast ein bisschen mehr Gegenwehr gewünscht. Im Gegensatz zum Holländer wirken Paullis Bewegungen recht bedächtig, haben aber eine gewisse Eleganz und es hat alles Hand und Fuß. Electra ist sehr gelenkig. Die Hände hinter dem Rücken in Höhe Schulterblatt in Prayer-Position bekommen nur wenige Ropebunnys hin und in dieser Position musste sie dann auch noch irre lange ausharren. Zum Schluss hing sie zum Paket zusammengefaltet in den Seilen, so dass sie gar nicht mehr so groß wirkte. Lustig war am Rande bemerkt, dass eine Frau im schwarzen Catsuit die ganze Vorstellung mit einem Handy filmte. An die superteure Fotoausrüstung Paullis durfte sie jedoch offensichtlich nicht ran. Damit hat er selbst sein Werk zwischenrein fotografiert und dabei seine Show unterbrochen.
Die auf der Homepage angekündigte 18-Uhr-Vorstellung von Moco Jute fiel leider aus. Dafür gab es 10 minütige getanzte Modenschau. Es müssten so nach und nach bis zu 8 Models auf der Bühne gewesen sein.
Der Höhepunkt auf der Hauptbühne war mal wieder die Vorstellung von Vinciens & Kenyade + Umino & Azooka, die Österreich/Schweiz Koproduktion. Die vier verbreiteten diesmal französisches Flair vom Pariser Montmartre. Sowohl die beschwingte Cafehaus-Musik, als auch die luftigen bunten Kleidchen der beiden Models ließen sofort Bilder eines Cafes in der französischen Provence im Kopf entstehen. Und wie kann es anders sein im Land der Düfte, der Farben und des Lichts, es kamen zwei Künstler im bunt beklecksten Malerkittel des Weges daher und wollten die beiden Freundinnen malen. Die beiden Rigger im Malerkittel brachten die Mädels in verschiedene Positionen und betrachteten ihr Fesselwerk ab und an durch kleine Bilderrahmen, waren scheinbar noch nicht zufrieden mit ihrem schöpferischen Werk der bildenden Kunst, knoteten dann wieder auf und setzten neue Bondagepositionen an, das Ganze immer schön synchron mit Variationen, beschwingt mit Esprit. Während die Mädels zuerst noch auf ihren Barhockern saßen, hingen sie immer mehr in den Seilen und schließlich kopfüber. Zum Schluss wurden die beiden Suspensionen formvollendet mittels der Seile miteinander verknüpft und die Hände der beiden Mädchen berührten sich – es war tatsächlich ein wahres Kunstwerk entstanden, welches sich als Schlussbild in einem überdimensionalen Bilderrahmen präsentierte. Klasse Idee, spritzig, witzig und kreativ umgesetzt mit viel schauspielerischem Talent sowohl bei den Riggern, als auch bei den beiden Girls und noch mehr technischem Bondage-Know-How und das Ganze noch in zweifacher Ausführung. Das Publikum zollte der Leistung nur zu Recht mit besonders lautem Applaus Respekt.
Den Schlusspunkt setzten 21 Uhr das Duo Linked (Rija Mae) aus Berlin, endlich mal eine weibliche Riggerin. Die Show wurde sehr spielerisch umgesetzt, es begann mit einem kleinen Machtgeplänkel, wer wen fesselt. Nachdem das geklärt wurde, war das Ropebunny kunstvoll und hilflos gefesselt, sichtlich den Launen der Aktiven ausgesetzt. Doch die kleinen rabiaten Gemeinheiten von Rija Mae nahm ihr Opfer mit sichtlicher Hingabe an, hing einfach nur voller Sinnlichkeit mit ihrer wallenden roten Mähne und den weiblichen Kurven in den Seilen, während sie von der ebenfalls attraktiven sportlichen Rija Mae mit den langen, fast peitschenähnlichen geflochtenen Zöpfen traktiert wurde. Die Show war dennoch voller Gefühl und Leidenschaft und diese doppelte, geballte Weiblichkeit auf der Bühne musste sich in keiner Weise vor den übrigen Darbietungen mit den männlichen Riggern verstecken.
Vielen Dank auch wieder an den Veranstalter, das Organisationsteam und alle Helfer, die an diesem Wochenende mit ihrer unermüdlichen Arbeit für das perfekte Gelingen sorgten.
Nicht zu vergessen das Catering im VIP-Bereich, welches einem immer wieder allen Respekt abfordert. Trotz Küche auf kleinstem Raum und permanentem Besucherandrang war das Buffet immer wohlgefüllt mit den verschiedensten warmen Speisen, frischen Salaten, Kuchen und Süßigkeiten und reichlich Getränkevorräten und das bis zum Ende der Veranstaltung. Selbst Samstag Abend nach 22 Uhr wurde noch ein neues Fass Bier angestochen und eine neue Packung Wein aufgestellt. Wir fühlten uns jedenfalls getränke- und essenstechnisch bestens versorgt.
Natürlich gehörte auch die SRD-Party im Kesselhaus am Samstag Abend wieder zum Programm der meisten Boundcon-Besucher und es gab wieder die verrücktesten Outfits zu bestaunen. Die Latexliebhaber glänzten um die Wette und die Damenwelt stöckelte tapfer mit ihren Super-High-Heels durch den Abend. Die Fangemeinde dieses mittlerweile sehr angesagten Münchner Events wächst stetig und hat seinen festen Platz in der Fetisch-Szene.
Es war unglaublich, wie viele Leute wieder in diese ehemalige Industriehalle gekommen waren, denn trotz der weiträumigen Fläche mit den verschiedenen Dancefloors drängte man sich ständig dicht an dicht durch die Menschenmassen. Dennoch muss man diese Stimmung erleben, es gehört einfach dazu.
Die Bondage-Bühne war diesmal etwas abgetrennt im hinteren Bereich mit einigen Sitzmöglichkeiten und dadurch etwas ruhiger, eine gute Lösung. Sie wurde auch fleißig genutzt und somit wurde das Fesseln auch dem einen oder anderen Nicht-Boundcon-Besucher nahe gebracht, man sah es dann meist den staunenden Gesichtern der Zuschauer an.
Diesmal gab es einen ziemlich großen SM-Bereich, welcher mit zahlreichen Geräten ausgestattet war. Mit weißen Vorhängen wurde der Bereich zusätzlich noch in kleinere Separees aufgeteilt. Auch das war eine gute Lösung und somit konnten hier diesmal wesentlich mehr Besucher auch noch ihren BDSM-Neigungen frönen.
Wenn man überhaupt etwas bemängeln wollte, dann war es die Lautstärke in der Techno-Halle und dass es zu vorgerückter Stunde auf den Toiletten kein Papier zum Abtrocknen mehr gab.
Es ist schwierig, das einigermaßen verständlich zu beschreiben. Muss man halt selber gesehen haben. In dem Sinne freuen sich Ladybird und Ricardo DD schon auf die nächste Boundcon 16.
Das war die Boundcon, die 15. (25.-27.05.2018)