Nach 2 Jahren C-bedingtem Ausfall war es endlich wieder soweit. Unter neuer weiblicher Regentschaft hat die Boundcon überlebt und fand wieder statt. Was zählt eigentlich als BoundconXVII?
Was kann ich von dem Bericht von der Boundcon XVI übernehmen: Dass auch dieses Jahr sich die Fahrt nach München gelohnt hat. Die zahlreichen Stände in der Messehalle waren wieder gut bestückt mit Gerätschaften, Spiel- und Werkzeugen, Klamotten und Kunst rund um das Thema BDSM und Fetisch und auch viele Messebesucher trugen mit ihren erotischen, fantasievollen oder skurrilen Outfits ihren Teil dazu bei, diese Messe so besonders, anregend und sehenswert zu gestalten.
Das schon zur Tradition gewordene Escape-Challenge, bei dem ein oder zwei oder auch mal 3 Mädels möglichst „ausbruchsicher“ mit Seilen verschnürt wurden, um dann den mehr oder weniger erfolgreichen Versuch zu unternehmen, sich selbst oder gegenseitig zu befreien, war wieder ein Publikumsmagnet. Auch ein Mann war dabei. Bedingt dadurch, dass auf der Hauptbühne im Stundentakt eine Show ablief, fanden wir aber keine Zeit uns das länger anzusehen. Bondage Wrestling gab es diesmal leider nicht.
Die kleine Bondage-Bühne war ersetzt worden durch eine Rope Zone, wo unter Aufsicht von @Secret56 gleichzeitig 3 RiggerInnen fesseln konnten, was auch eifrig genutzt wurde.
Die Shows auf der Hauptbühne waren wieder durch die Bank weg handwerklich professionell, obwohl auch diesmal beim Resümieren das ganz große Show-Highlight gefehlt hat. Dafür gab es viele neue Namen auf der Programmliste.
Den Reigen auf der Main Stage eröffneten am Freitag die Griechinnen von Athen Shibari (Wisdomme und Psychopsis?). Wisdomme hatte ihr Ropebunny auf einem Stuhl angebunden, den sie dann empor gezogen hat. Der Kettenzug, den Maestro BD vor 3 Jahren an gleicher Stelle benutzt hatte, hätte ihr sicherlich auch die Arbeit erleichtert. Ob das so geplant war, dass das Model mehr oder weniger neben dem Stuhl hing, weiß ich nicht. Nach etlichen Seilen später hing es schließlich auch ohne Stuhl in der Luft.
Die nächsten waren Seilartig und Frl. Lilly, die da ganz in Weiß Hand in Hand mare_undarum fesselten und kunstvoll mal seitlich, mal kopfüber aufgehängt hatten. Was mir besonders auffiel, dass alle drei geschätzt mindestens 1,90 m groß waren, Konkurrenz für Spring, das Ropebunny von Bob von Ropemarks.
Der nächste laut Programm sollte Nicolas Yoroi sein. Auf der Bühne wurde aber ein Mann von einer Riggerin gefesselt. Es wäre ganz praktisch gewesen, wenn man direkt neben der Bühne einen der vielen großen Bildschirme angebracht hätte, damit man auf einen Blick gleich weiß, wer da auf der Bühne agiert.
Dann war auch schon Bob von Ropemarks dran, der wohl noch auf keiner Boundcon gefehlt hat. Diesmal hatte er zum Anfang etwas ruhigere Musik auflegen lassen. Spring wurde aufrecht stehend an der Bambusstange angebunden, dann waagerecht an dem Bambus hochgezogen, schließlich am anderen Ende wieder kopfüber abgelassen. Zum Schluss hing sie seitlich quer zur Stange und bekam noch einen rosa Ballknebel passend zum Halsband verpasst. Für mich und meine Partnerin war das das Highlight des 1. Tages.
21 Uhr waren dann UnknownRigger & xerra3 zu sehen, handwerklich eine schöne Vorstellung, weniger das Äußere des Maestros, kein Name zum Merken.
Zur letzten Vorstellung des Abends waren wir dann schon auf Parkplatzsuche zur nächtlichen Black Jail Playparty.
Am Samstag begann RopEmotion. Sein Ropebunny war nicht seine ständige rothaarige Partnerin DarkDancingLady, sondern eine Blonde, die ich meine, mit Umino auch schon auf der Boundcon-Bühne gesehen zu haben. Eine schöne gefühlvolle Suspension, mehr aber auch nicht.
Gleiches gilt für Altmeister Matthias Grimme mit seiner Partnerin Ropecat Nicole. Gewohnt routiniert bot das eingespielte Team eine schöne Show ohne besondere Höhepunkte, die auch schon nach 20 Minuten zu Ende war. Nicht mal einen Tropfen Blut gab es diesmal zu sehen.
Zur geplanten Singletail Show fehlte irgendwie der Akteur. Er wurde zwar gesucht, aber nicht gefunden. Dafür konnte ich des Nachts auf der SRD noch einen Mann beobachten, der mit einem Koffer voller Bullwhips und anderer Schlagwerkzeuge sein Opfer ausführlich traktierte und viele Schaulustige im respektvollen Abstand anlockte. Vielleicht war er ja der Gesuchte.
18 Uhr ging es dann witzig weiter mit den Italienern Sarca & Winter, wobei wohl Sarca der Rigger und Winter das Ropebunny und die Sängerin ist. Während Sarca zu fesseln begann, sang Winter aus Offenbachs Operette Hoffmanns Erzählungen die nicht ganz einfache Arie der Olympia und das perfekt. Wie sich später herausstellte, ist sie eine professionelle Opernsängerin. Zum Schluss beim Abseilen gab es auch noch eine Gesangsprobe kopfüber hängend bis der Maestro seine Seile zusammengepackt hatte. Auch die Suspension war sehenswert. Neben der folgenden Vlada war das die schönste Show des 2. Tages.
Es folgten Vlada & Unholy Polly aus Russland. Vlada wollte eigentlich nur ihr Buch( Orwell 1984)lesen, als die unheilige Polly sie dabei stört. Zur Strafe hängt Vlada sie in recht unbequemen Positionen auf. Nach 30 Minuten Suspension ist Polly geschafft und Vlada kann sich wieder ganz ihrem Buch widmen. Eine schöne durchgängige Idee mit anspruchsvollem Bondage.
Auch nicht schlecht war 20 Uhr die Show des Schweizers RopuNawa mit Freya Hellesdim, eine ähnlich schöne gefühlvolle Suspension wie die von RopEmotion aber noch etwas anspruchsvoller für das Ropebunny.
Weniger überzeugend war die letzte Show des Franzosen Docvale mit Bänana. Das Model wurde asymmetrisch verdreht an wenig Seil aufgehängt. Dadurch wirkte Bänana gequält und sah nicht besonders glücklich aus. Vielleicht war das aber auch Absicht. Mein Geschmack war es nicht. Dazu kam, dass zwei Seile nach dem Lösen für längere Zeit unästhetisch in der Optik hingen und den Gesamteindruck störten. Der Maestro ging auch sehr bedächtig vor, womit die Show die längste mit 41 Minuten war.
Über den Sonntag mit zwei weiteren Shows kann ich nichts berichten, da meine Partnerin nach einer anstrengenden Arbeitswoche, zwei zusätzlichen Tagen Messebesuch voller Eindrücke den ganzen Tag auf den Beinen und der nächtlichen Playparty geschafft war und nur noch nach Hause wollte.
Vermisst habe ich die Österreich/Schweiz Koproduktion Vinciens & Kenyade + Umino & Azooka.
Vinciens & Kenyade waren zwar auf der Messe aber nicht auf der Main Stage. Den Franzosen Philippe Boxis habe ich auch im Publikum entdeckt. Er war früher auch oft auf der Bühne zu erleben.
Meinen persönlichen Liebling unter den Ausstellern, den Franzosen Fred Kyrel mit seinen kunstvollen Seilapplikationen konnte ich neben der Messe nochmal auf der anschließenden SRD mit seinen 3 Grazien bewundern.
Das Catering im VIP-Bereich war getränketechnisch gut organisiert und immer Nachschub da, was bei dem großen Andrang sicher nicht ganz einfach war. Die Verpflegung war ausreichend und vom Fleisch bis zur vegetarischen Mahlzeit bis hin zu Salat und Süßspeisen alles vorhanden.
Ein großen Dank also noch einmal an alle, die die Messe organisiert und mit ihrer Arbeit ermöglicht haben, allen voran Minuit und ihrem Team, die nun nach 2 Jahren Durststrecke den Staffelstab übernommen und die Boundcon in München erfolgreich weiter geführt haben.
Und wenn man noch immer nicht genug Bondage gesehen hatte, konnte man das am Sonnabend auf der anschließenden SRD-Party weiter ausdehnen, denn auch dort gab es wieder eine kleine Bühne, wo bis spät in die Nacht weiter gefesselt wurde.
Es ist schwierig, das einigermaßen verständlich zu beschreiben. Muss man halt selber gesehen haben. In dem Sinne freuen wir - Ladybird und RicardoDD - uns schon auf die nächste BoundconXIX.
Das war die Boundcon, die 18. (10.-12.06.2022)