Nach 450 km Regenfahrt wieder glücklich zu Hause angekommen, kann ich auch dieses Jahr wieder das Resümee ziehen, dass sich die Fahrt nach München gelohnt hat. Und der Termin fürs nächste Jahr 23.- 25. Mai 2014 ist schon vorgemerkt. Die Stände waren wieder schön hergerichtet und präsentierten eine breite Palette des Fetish-Handwerks, auch wenn es noch ein paar Marktlücken gibt. Ater Crudus vermisste beispielsweise eine breiteres Angebot an Bondage-Material, zum Beispiel Bambus, Seile in Leuchtfarben, Ketten, Tücher und womit man sonst noch alles Fesseln kann. Mein Lieblings-Stand war dieses Jahr der von dem Franzosen Fred Kyrel. Er zeigte seine Kunst zum Binden von Dessous aus farbigen Seilen auf der nackten Haut von drei Models der Extra-Klasse. Etwas einfallslos war der Stand des Veranstalters. Da waren nur einfach die Videos der vorherigen Boundcons auf einen Tisch gepackt. Ab und an stand da Yvette Cousteau noch dahinter. Yvette war aber meist nebenan auf der Bondage Challenge-Bühne in Seile eingewickelt, aus denen sie sich und ihre Kolleginnen, auch Ropebunnys genannt, mehr oder weniger erfolgreich zu befreien versucht hatten. Mein Vorschlag zu dem Wettbewerb ist die Zeit für die Fessler auf 8 - 10 Minuten zu verkürzen, damit die Mädels eher eine Chance haben, sich aus der Fesselung herauszuwinden, zumal es sich auf der Boundcon samt und sonders um Profis handelt, die auch in 8 Minuten oder noch weniger eine ordentliches und originelles Bondage zu Stande bringen. Besonders schön fies fand ich die Variante von Lew Rubens, der allein zwei Mädels Rücken an Rücken der Länge nach zusammen gebunden hatte. Diese hatten zwar Hände und Arme frei, kamen aber trotzdem nicht an die Seilenden und entscheidenden Knoten heran, da sich diese alle an den Füßen befanden und sie kein Mittel fanden, die menschliche Anatomie zu überlisten.
Die kleine Bondage-Bühne war heiß umkämpft und alle Termine ausgebucht. Selbst am Sonntag waren von 12-15 Uhr alle Termine belegt. Aus der Not machten die Schweizer eine Tugend und hatten einen Spanngurt mitten in der Halle gespannt, an dem dann am Samstag gegen 7 Uhr abends gleichzeitig 7 Ropebunnys verschiedener Nationalitäten baumelten. Erwähnenswert war auch die englische Gemeinschaftsbühne, wo auch ständig etwas los war mit kombiniertem Bondage mit allem möglichen Material vom Seil, über Handschellen bis zur Zwangsjacke. Auch die Russen waren ständig am Fesseln an einem Gestell nach Grimme-Bauart, wovon es in der Halle 3 verschiedene gab.
Auf der Hauptbühne fehlte zwar das absolute Highlight wie zum Beispiel House of Gord oder die japanischen Meister. Aber die Shows waren international gut gemischt und durch die Bank weg handwerklich professionell mit vielen gelungenen Übergängen(Progressionen) und dieses Jahr auch meist mit leichten SM-Anteilen. Als langjähriger Besucher habe ich von den Altmeistern wie Matthias Grimme, Bob Ropemarks und Philippe Boxis wesentlich bessere Shows in München in Erinnerung. Dafür haben neue Gesichter geglänzt allen voran Proud Flesh mit ihrer Vampirnummer. Aber nun der Reihe nach:
Den Reigen eröffnete am Freitag Red Lily aus Italien(?), vermutlich eine Partnerin(Kollegin ?) von Maestro BD als einzige weibliche Vertreterin der Zunft auf der Haupt-Bühne, die zeigte, dass auch Frauen das Bondage-Handwerk beherrschen. Es folgte Matthias Grimme (Bondage Project) siehe Vorbemerkungen mit einer Sicherheitsnadeln/Nadeln-Einlage. Höhepunkt des Freitags war Stefano Laforgia(I). Sein Model kam im japanischen Stil daher, ebenso Stefano. Mit endlosen Variationen mit viel Tempo ohne dabei jemals langweilig zu wirken, verlangte er seinem Model alles ab. Insgesamt soll sie 38 Minuten anmutig in den Seilen gehangen haben. Zwei kleine Details waren dennoch zu bemängeln. Drei Minuten nach offizieller Anfangszeit, konnte das erwartungsvolle Publikum nur eine Leiter mitten auf der Bühne bewundern, bevor der Maestro erst einen Karabinerhaken in die Schlaufe einhing, und dann noch einen zweiten holte ehe es dann endlich losging, dann aber mit Caracho und 40 Minuten lang. Zweitens prangte mitten auf der Bühne sein roter Rucksack, aus dem er ab und an noch eine Peitsche hervorholte. Immerhin ein Eastpak, das hat einen Hauch von östlichem Flair zumindest im Namen, störte das japanische Flair der Darbietung doch etwas . Zum Schluss des Abends zeigte Bob von Ropemarks seine gewohnt temporeiche Darbietung. Seine ulkige Show mit Bommelmütze und Model in Plüsch war sicherlich Geschmackssache. Den einen hat es gefallen, ich fand es eher albern. Sein Model (fast 2 Meter groß) muss ganz schön strapazierfähig sein. Sie nur an den Füßen kopfüber hängend, spielte er mit ihr Kreisel.
Den Sonnabend eröffnete Mosafir(aus Russland quasi halb fernöstlich), der in Sachen Tempo und Technik mit Bob und Stefano mithalten konnte. Russland ist sicherlich auch eine Bereicherung für die Boundcon. Auch er sparte nicht mit Peitschenhieben in seiner Bondage-Show.
Mein Höhepunkt der Boundcon war dann Proud Flesh. Romualdo und Flammenkuss hatten sich etwas besonders einfallen lassen. Mit etlichen Blutbeuteln (Hilfsmittel der Film-Requisite) lief viel roter Saft über die Bühne und insbesondere über ihr weißes Kleidchen. Die Bühne war dazu extra mit Filz abgeklebt und die Zuschauer waren mit etwas Sicherheitsabstand von der Bühne abgesperrt. Es begann damit, dass sie sich etliche größere Nadeln aus dem Gesicht zog, wobei vermutlich sogar echtes Blut floss oder die Maske perfekt war. Nach erstem Seil anlegen holte Romualdo als Vampir ohne extra große Beißerchen ein großes Messer hervor und tat mit Hilfe der Farbbeutel so, als ob er ihr den Mund aufschlitzte. Als sie dann kopfüber hing an einem Stiefel, stach er noch einmal zu. Diesmal ergoss sich der rote Saft(ich glaube rote Bete-Saft) vom Stiefel übers Bein aufs nun mehr rote als weiße Kleidchen in anderer Richtung. Natürlich war auch das Bondage perfekt. Danach in der inzwischen gut gefüllten Messehalle zeigte der Franzose Altmeister Philippe Boxis sein Können siehe Vorbemerkungen.
18:30 Show noch deutlich vor Beginn des Champions league-Finale war dann noch mal ein Höhepunkt mit Umino(Dragonrope CH) und Vinciens (Österreich) im Doppelpack. Zunächst hievten die beiden eine große Truhe auf die Bühne, aus der ein neugieriges Mädchen eine lebende Marionette holte und ein bisschen an den Fäden zupfte. Darüber waren die beiden Rigger erfreut erbost, nahmen dem Mädchen das Spielzeug weg und hängten beide nebeneinander in verschiedenen Positionen auf. Dann ließ Vinciens das Marionetten-Mädchen per Querverbindung hinüber gleiten unter die andere, so dass beide übereinander hingen und nach einigen Drehungen gings dann wieder zurück. Zum Schluss wurde dann das Mädchen anstelle der Marionette in die Truhe abgeseilt. Insgesamt eine gelungene Choreographie.
20:00 Uhr vor sichtlich geleerter Halle(Die Münchner Laufkundschaft inzwischen zum Public Viewing oder heimischem Fernsehgerät abgewandert) zeigte der dritte Italiener Maestro BD die zweite Vampirnummer. Nachdem er sein erstes Ropebunny als Vorspeise verschlissen hatte, brachten ihm vier Kapuzenmänner mitten aus dem Publikum ein neues Opfer ungehindert auf die Bühne. Die beherzte Männerwelt war ja inzwischen auf dem Weg zum Fußball. Dieses Opfer wurde dann aber nicht ausgesaugt, sondern zu den Klängen klassischer Musik(ich glaube Modest Mussorgski - Die Nacht auf dem kahlen Berg) fachgerecht verknüpft, allerdings deutlich langsamer als bei der jungen Garde. Was der eine Italiener zu spät anfing, machte der andere wett, indem er 10 Minuten vor der Zeit anfing. Das hing aber wohl mit dem Geburtstagsständchen zu 10 Jahre Boundcon zusammen, was eine KISS-Revival-Band dem Veranstalter Andreas Vötterl brachte, initiiert von Yvette und seinem Org-Team.
Den Abschluss machten irgendwann nach 21:30 Uhr Tatoo & D Lila. Mister Tattoo hatte "offensichtlich" die Seile vergessen. Einer Prostituierten nahm er den geknüpften Gürtel ab, der sich als erstes Seil entpuppte. Das zweite hatte er dann doch selber im Mantel, das dritte und vierte zauberte er aus ihrem und seinem Hut. Eines holte er aus seinem Hosenschlitz und schließlich fand er noch eines in ihrer Handtasche. Damit war das Bondage komplett. Dann erschien die nächste Dame des liegenden Gewerbes. Tatoo nimmt der gefesselten D Lila das ihr zugesteckte Geld wieder ab und gibt es der neuen Hure und lässt D Lila gefesselt auf der Bühne zurück. Auch eine schöne choreografische Story, die allerdings nicht mehr viele Besucher mitbekamen, die einen beim Fußball, die anderen inzwischen schon nebenan im Kesselhaus zur Subrosadictum-Party verschwunden.
Vom Sieg der Bayern erfuhr Lena King gerade chancenlos gefesselt auf der Bondage Challenge-Bühne. Auf der SRD-Party gings dann munter weiter auf der dort eigens errichteten Bondage-Bühne. Bis 3 Uhr haben dort Männlein und Weiblein unermüdlich weiter gefesselt, was die Seile hergaben. Danach wirbelte dort auch noch Octopussy Patrick Peck wie ein Derwisch um sein Ropebunny herum.
Am Sonntag hatte auf der englischen Bühne Lew Rubens noch Supergirl Wonderwoman in ihrer typischen Flughaltung der Comics aufgehangen, bevor ich dem Abflug gemacht habe. Da waren auch die Schweizer schon wieder fleißig am Fesseln, während sich andere noch den Schlaf aus den Augen gerieben haben. Ist schwierig, das einigermaßen verständlich zu beschreiben. Muss man halt selber gesehen haben. In dem Sinne freue ich mich schon auf die nächste Boundcon 11.